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Montag, 18. November 2013

Marketingtour 4 – Nennen Sie es doch nicht “bewerben”…

Zu dieser Serie: Ich möchte Euch (zum Teil nachträglich) auf meine Jobsuche-Reise mitnehmen! Ich werde Teilaspekte der Chose beschreiben - wie die Reaktionen des Umfeldes | die Freuden eines Besuchs auf dem Arbeitsamt (oder wie auch immer das heute heißt) mit Euch teilen | Dinge vertexten wie Netzwerke, Stellenausschreibungen, Bewerbungen schreiben, Hoffnung, Unternehmen-Benehmen, Gedanken, Selbstwert, Zeitmanagement, Analyse, Zweifel, Vorstellungsgespräche, Reisestress, Entscheidungen, noch mehr Gedanken… Und ganz nebenher werden Ihr auch erfahren, wie meine Reise verlief. Wie sie ausging, ist ja inzwischen klar (siehe hier)...
Ich würde mir wünschen, dass auch Ihr Eure wilden Arbeits-Sachen einbringt. Seid mutig und berichtet mir (und damit einander) von Abenteuern, Zweifeln, Erfolgen, komischen Erlebnissen. Seid Ihr nun Angestellte, Chef, Selbständig oder wie auch immer Euer Arbeitsalltag aussieht... Her mit Euren Geschichten!!!

Nun also Teil 4 – Bewerbungssprech. Im letzten Teil ging es ja um die Schrullen des Bewerbertrainings – zumindest des von der Agentur für Arbeit vermittelten…. Nachdem ich dabei viel (*hust*) gelernt hatte, stürzte ich mich wieder ins Bewerbungen Schreiben.

Ich bin niemand, der Standard-Bewerbungen schreibt und dann nur den Unternehmensnamen ändert. Klar kommt das mal vor – bei Jobs, die sich stark ähneln – aber es ist die Ausnahme. Bei interessanten Stellenausschreibungen recherchiere ich viel und schustere die Bewerbung zu. Das braucht Zeit und viel Kreativität. Und es saugt einem die Ideen aus... Also habe ich mich auch im www informiert. Versuchte Anregungen zu finden, Satzbeispiele, Formulierungen, Tipps und Tricks einfach. Und auf was trifft man da?

Auf eine eigene Welt mit eigener Sprache. Diese Formulierungen kenne ich von Außendienstmitarbeitern, von Sales-Managern. Es ist ein Verkaufen und Anpreisen was dort den Bewerbern empfohlen wird. Nicht bewerben, WERBEN. Man bietet etwas an (ich korrigiere augenwischend in Bewerbungssprech-Stil: Man bietet natürlich jemanden an) an! Spannend ist, dass viele Personaler das tatsächlich genau SO sehen – etwas! Sie suchen eine Arbeitsleistung und man selbst ist deren Anbieter… Erinnert das noch jemanden an einen Puff? Wie kommt dann der gemeine Arbeitnehmer darauf, dass man als Mensch gesucht wird? Vielleicht weil man neben der harten Arbeitserfahrung auch Softskills mitbringen mussdarf? Das beste daran ist, dass einem im gleichen Atemzug immer wieder "Authentizität" schriftlich entgegen gebrüllt wird. Also: verkaufen der eigenen suuuperjungen dynamischen Person als Nicht-Person bestehend aus 30 Jahren Berufserfahrung, unglauuuublichen Softskills und DAS dann auch noch als authentisch verkaufen??? Na prost Mahlzeit!

Nunja. Zumindest ist das Internet mit mir einer Meinung: ich als Bewerber muss erahnen, was der potentielle Arbeitgeber sucht/braucht. Daraufhin sollte man seine Talenteliste zurechtschnitzen. Je nach Stelle einen passenden Ausschnitt präsentieren. Manche Worte quälen sich beim Formulieren des Anschreibens förmlich auf`s Papier “Herausforderung”, “erfolgreich”, “effizient”, “teamfähig” (das habe ich immer versucht zu vermeiden - also nicht die Teams, das Wort!), “eigenständig”, … Dazwischen tummeln sich meine Erfahrungen und Talente – immer brav mit Beispielen. Das alles geschmeidig in Sätze kleiden, in flüssig zu lesende Texte packen, sachlich aber charmant und auch noch auf eine Seite passend – hach wie schön! Nee, nicht wirklich… Aber was muss… Und mit der Zeit bilden sich Sätze, mit denen ich sogar fast leben kann. Und nebenbei lerne ich auch noch diese komische Sprache:

Bewerbungssprech vs. Normalodeutsch – ein Ausschnitt:
Anmerkung der Bloggerin: Sprache wird von Unternehmen UND Bewerbern genutzt...

Ich suche neue Herausforderungen steht ungefähr für: gebt mir Arbeit!!!
Spannende Tätigkeit steht ungefähr für: unsicher, anstrengend, keine Ahnung, nervig.
Abwechslungsreich steht ungefähr für: keiner hat einen Plan.
Flexibel steht ungefähr für: der Bewerber sollte für alles offen sein – wir sind`s nicht.
International steht ungefähr für: wir haben da noch so Außenstellen, aber eigentlich sind es nur wir 4.
Junges dynamisches Team steht für: hier ist voll der hohe Durchsatz - keiner will bleiben.
Bewerben Sie sich gleich online steht für: der Link funktioniert eh nicht.

Zusammen mit meinem Bewerbungssprech-Wortschatz und den Sätzen in meinen Bewerbungen wächst unerwartet auch mein "Verständnis" für mich selbst. Also nicht in meditativem Coaching-Sinne. Nein, ich merke, als welche Person ich mich präsentieren kann, ohne dass sich meine Fußnägel aufrollen. Welche meiner Talente ich bewerben will und wobei ich mich trotz Bewerbungssprech noch wohlfühle. Ich lasse Arbeitsalltagssituationen vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen um zu verstehen, was mich ausmacht, was mir wichtig ist. Daher geht es im nächsten Teil um meine eigenen Wünsche...

Bewerbungssprech.jpgKirschrot_thumb[4]
 
This part of my series "journey to a new job" is all about manager talk and wording as a job seeker. In German only – sorry.

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